Bäume schaffen Räume

Wenn Mensch und Natur zusammenspielen, dann blüht ein Dorf auf. Über den Wert von Bäumen.

Frühjahr 2021. Ich bin auf dem Tiroler Jakobsweg unterwegs. Bei der Absamer Basilika sehe ich, dass der Pfarrladen geöffnet hat. Ein kühles Eis, das wär jetzt was. Ich steuere auf den Laden zu. Da steht plötzlich dieser riesige Kastanienbaum vor mir.

Absamer Basilika mit Kastanienbaum

Stellen Sie sich das Foto ohne Baum vor. Nur die Laterne, die Treppe, den kleinen Pfarrladen, dahinter die Kirche. Und dann denken Sie sich einen Baum hinein.

Würde Ihre Fantasie für diesen schmalen Zwickel, umgeben von einer hohen Mauer, eingequetscht zwischen zwei Häusern, eine derart mächtige Kastanie zusammenbringen?

Bäume sind wahre Platzkünstler. Klug eingesetzt, prägen sie den Ort, an dem sie stehen, auf einzigartige Weise.

In der Karwendelstraße stand einmal ein Kastanienbaum. Er war gesund, 2011 wurde er gefällt. Seitdem steht dort eine kleine, schmale Säulenbuche. An die mächtige Kastanie erinnert sie nicht.

Wann wird der Baum ein Baum? Die Bäume, die heute in Mode sind, sind eigentlich keine Bäume, eher Bäumchen.

Wenn Kinder Bäume zeichnen

Zeichnet ein Kind einen Baum, ist es meist ein großer Apfelbaum. Mit dickem Stamm, roten Früchten, toll zum Klettern. Große Bäume prägen unsere Erinnerung, wir halten uns gerne daran fest. Heute pflanzt man gerne den kleinen Kugelahorn, auch die Säulenbuche ist beliebt, weil sie so wenig Platz braucht. Solche Bäumchen stehen auf Parkplätzen, in Wohnanlagen, auf öffentlichem Grün. Dabei wäre fast immer Platz für einen großen Baum.

Gut verwurzelt in die Zukunft gehen

Die alte Buche in der Karl-Stainer-Straße trägt so manchen Liebesbeweis in sich.

Mit der Liste neu rücken wir die Umwelt in die Mitte. Neben technischen Lösungen setzen wir auf den Eigenwert der Natur. Mit einem dauerhaften Pflanzprogramm wollen wir Laubbäume im ganzen Ortsgebiet setzen, gemeinsam mit Kindern, Erwachsenen und der Gemeindegärtnerei. Eine Baumpatenschaft stärkt zusätzlich unsere Verbindung mit der Natur.

Das machen wir nicht aus Nostalgie: Laubbäume sind die günstigsten und natürlichsten Klimaanlagen. Auch bei der Ortsverschönerung sparen sie Geld. Sie erfreuen das menschliche Auge und sind Heimat für Moose, Vögel und Kleinlebewesen. Im Frühling lässt ihre Farbenpracht auch uns aufblühen. Im Sommer spendet ihr Blätterdach kühlen Schatten, das ist besonders wichtig für ältere Menschen. Im Herbst sammeln Kinder bunte Blätter und Früchte und freuen sich über die schönen Farben.

Bäume schaffen zu allen Jahreszeiten Atmosphäre. Mit einem großen, schönen Baum kann man nicht viel falsch machen. So ein Baum stimmt einfach. Bäume schaffen Räume.

9 Kommentare

  1. Danke für deinen tollen Beitrag Alex. Mir sind gleich die Tanzlinden in den Sinn gekommen. In vielen Orten Bayerns schmücken und gestalten diese Ortskerne und ermöglichen es so Rückzugsorte und Wohlfühloasen für Jung und Alt zu schaffen. Das wäre oft schöner und wertvoller als manch teure Ortskernprojekte bei der Bodenversiegelung und kahle Gestaltung meist das Ergebniss sind. Ein Beispiel dazu: Google Tanzlinde und du findest unzählige Beispiele… Solche Projekte und Umsetzungen fände ich sehr wünschenswert und ich würde dich bei Umsetzungen zu solchen Konzepten in unserer Gemeinde gerne Unterstützen… LG Christoph

    • hallo christoph, tanzlinden: eine wunderbare sache. inbegriff dörflicher gemeinschaft und heiterkeit, und das alles noch um einen großen baum herum. 🙂 gerne gemeinsam weiterdenken!

  2. Ein wunderbarer Beitrag!
    Mir sind beim Lesen sogleich die prachtvollen Bäume bei der Marien- und Laurentiuskirche eingefallen, die es leider nicht mehr gibt und die diese Orte so besonders gemacht haben!

    • hallo karin, ja, die schönen birken bei der marienkirche, an die kann ich mich auch noch gut erinnern. sie haben das kirchenschiff „beschützt“. oder der schöne große baum gleich nach dem eingang am friedhof. wie ein pförtner, der die besucher begrüßt. an seiner stelle ist heute leider asphalt. oder die knorrigen bäume, die einmal beim kriegerdenkmal gestanden sind. rundherum war alles moosig, wunderbar weich, ein traum für ein mittagsschläfchen. 🙂

  3. So sensibel, weitschichtig und weitsichtig und sich gegenseitig unterstützend WIE DIE BÄUME ( toll dokumentiert in dem Film „Das geheime Leben der Bäume“) sollte auch die POLITIK in unserem Land, in unserem Ort sein!!! ????

  4. Ich steh noch unter dem Eindruck der zum Teil sehr berührenden Dokumentation gestern abend im Neuwirtsaal. Wir sollten in Zeiten wie diesen alles tun, um den Klimawandel einzudämmen, dazu zählt für mich das Pflanzen von noch mehr Bäumen, da sie schattenspendend, sauerstoffproduzierend und auch duftend, heilend und nährend sind.
    Und diesen Bäumen würde ich nur die beste Erde zukommen lassen, bereits bei der Pflanzung, damit sie stark und alt werden. Dafür könnte man zukünftig auch in Wattens eine Kompostieranlage betreiben, wie es sie auch in Volders seit Jahren gibt. Eigenen Humus, eigene gehaltvolle Erde zu produzieren finde ich echt cool und ein Stück weg ist man unabhängiger bei der Verbesserung der Bodenbeschaffenheit. Fruchtbare Erde wird neben Wasser irgendwann einmal sooo wichtig für die ganze Menschheit und das wird gar nicht mehr so lange dauern, das sagt mir mein Gefühl und mein Hausverstand.

  5. Lieber Alex, danke für deinen Bericht. Mir persönlich gehen die tolle Bäume bei der Laurentius Kirche sehr ab. Aber vielleicht geschied ein Wunder und ein starker Baum findet hier wieder eine Heimat…Danke für euren Einsatz. Isabella

  6. …..wunderbar, zu lesen, wie viele von den nicht mehr vorhandenen Bäumen schwärmen. 🙂
    Als Gärtnerin weiß ich, dass Bäume, wenn sie so richtig gedeihen, viel Schatten werfen. Anwohner, die ihre Terrassen in Richtung von hohen Hecken und Bäumen haben, sind da schon weniger schwärmerisch. Ganz zu schweigen von der Arbeit, das das vom Wind auf die Terrassen gewehte Laub oder die Birkensamen, die sich durch Fensterritzen ins Haus zwängen, machen. In Wattens sollten wir Bürger uns doch auch über die nachgepflanzten „Bäumchen“ freuen, die bei guter Pflege auch ganz groß und stark und zu einem Treffpunkt werden können, wenn die Wattener:innen das auch wollen. Treffpunkte hätten wir jetzt schon z.B. beim Permakultur-Garten angrenzend an die Smokerei. Da könnte man/frau die geleistete Arbeit sogar mitverfolgen und bei Lydia Steiner sogar noch Pflanzenwissen erwerben 🙂

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