Das Kreuz mit den Neujahrsvorsätzen

Welchen Neujahrsvorsatz haben Sie fürs heurige Jahr? Lassen Sie mich raten: Dass Sie sich stärker politisch einbringen möchten, steht nicht auf Ihrer Liste.

Das Unternehmen Statista hat eine Umfrage zu den Neujahrsvorsätzen der Österreicherinnen und Österreicher gemacht. Bei 22 Auswahlmöglichkeiten landete „Sich mehr politisch engagieren“ mit nur sechs Prozent an vorletzter Stelle. Kein Wunder nach all den Querschlägern auf Bundes- und Landesebene. Auf kommunaler Ebene geht es gesitteter zu. Aber selbst da kann politisches Engagement ziemlich hürdenreich sein. So auch in Wattens.

Statistik: Welche der folgenden Vorsätze haben Sie sich für das kommende Jahr 2022 schon vorgenommen? | Statista
Was haben Sie sich vorgenommen? (Quelle: statista.com)

Demokratie mit Hindernissen

Vor einigen Monaten haben wir zu fünft die Liste neu ins Leben gerufen. Aus den fünf sind bald 18 geworden, aus den 18 bald 38. Manche haben zugesagt, ohne mit der Wimper zu zucken. Andere waren unschlüssig, haben abgewogen und sich dann doch dafür entschieden.

Auch Absagen gab es, und die Gründe geben zu denken. Die einen wollen erst mal abwarten und schauen, ob wir es tatsächlich besser machen. Die anderen halten sich lieber fern – aus Sorge, dass ihnen sonst bei der Genehmigung ihres Umbaus, beim Förderansuchen ihres Vereins oder beim Ansuchen der Tochter um eine Gemeindewohnung Steine in den Weg gelegt werden. Manche fürchten gar um Aufträge und Berufsaussichten.

Gemeindepolitik zum Besseren wenden

Die bisherige politische Praxis hat das Wesentliche leider zugeschüttet: Politik ist immer noch der beste Hebel, um Gemeinwesen zu gestalten (und die kommunale Ebene das Feld mit der unmittelbarsten Wirkung). Aber wenn er zweifelhaft betätigt wird, dann nützt der beste Hebel nichts.

Als echte Bürgerliste möchten wir dazu beitragen, dass sich Gemeindepolitik zum Besseren wendet. Schöne Worte allein reichen dafür nicht. Zu oft hat man den Menschen das Blaue vom Himmel versprochen. Es braucht neue Herangehensweisen. Und statt der Liebe zur Macht den Willen zur Kooperation.

Ins Üben kommen

Zurzeit eignen wir uns eine gemeinschaftliche Arbeitsweise an. Richtschnur ist unsere Grundhaltung. Politische Inhalte entwickeln unsere Mitglieder eigenständig in mehreren Arbeitskreisen. Wir schauen darauf, dass auch die Leisen sich entfalten können. Unsere Sitzungen bereiten wir gründlich vor, Protokolle werden noch am selben Tag verschickt. Mit dem Blog leisten wir einen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung, neue Beiträge werden kritisch durchleuchtet, bevor sie online gehen. Auf Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern gehen wir möglichst rasch und ergebnisorientiert ein. Grundlegende Entscheidungen treffen wir im Plenum, dabei probieren wir auch mal neue Verfahren aus. Wenn bei einem Vorschlag jemand nicht mit kann, dann wird Platz für den Einwand gemacht und gemeinsam nach einem besseren Vorschlag gesucht. Auf diese Weise üben wir eine Entscheidungsfindung, bei der möglichst viele mitgehen können.

Die Öffentlichkeit in die Mitte stellen

Im Gemeinderat wollen wir diese Herangehensweise ausweiten und dabei nah dran sein an den Wünschen und Bedürfnissen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wichtige Entscheidungen dürfen nicht nur von Politik, Wirtschaft und Experten getroffen werden. Die Öffentlichkeit muss eine stärkere Rolle spielen als bisher.

Am 27. Feber wählen Sie Ihre politischen VertreterInnen bis 2028. Wie werden Ihre Neujahrsvorsätze dann wohl ausschauen?

3 Kommentare

  1. mein neujahrsvorsatz: frieden machen.
    in erster linie mit mir selbst und folglich im außen.
    ist es möglich, friedlich politik zu machen?
    politik…regelung der angelegenheiten des gemeinwesens durch verbindliche und auf macht beruhende Entscheidungen..
    da steht nichts von friedlich. dafür aber was von macht.
    und was ‚macht‘ mit menschen ‚macht‘, die sich der politik verschreiben, ist nicht nur in unserer gemeinde sichtbar.
    daher ist es mein persönliches anliegen, mal ganz abgesehen von den einzelnen wahlprogrammen, durch meine stimme, macht zu ‚verteilen‘. die zeit war nie so reif wie jetzt, gemeinsam nach lösungen zu suchen.
    die zeiten verändern sich.
    selbst in den kleinsten verbänden, den familien, ist es längst nicht mehr das männliche familienoberhaupt, das sagt, wo es langgeht. auch hier wird ‚macht‘ verteilt und jedes mitglied hat ein mitspracherecht. ja, das ganze wird schwieriger, je mehr menschen mitreden und mitentscheiden wollen. für mich persönlich und meinen wunsch nach frieden aber, eine wunderbare möglichkeit, uns darin zu üben.
    ist friedliche, respektvolle politik möglich?
    ich wünsche es mir.

    • Hallo Miriam,
      danke für deine treffenden Worte. Ich, und da spreche ich wohl für unsere ganze Liste neu, möchte den echten Willen zur Kooperation in den Mittelpunkt stellen. Ich bin überzeugt: In einem fruchtbaren, ehrlichen und friedlichen Miteinander finden wir gemeinsam die besten Wege für Wattens.
      Und danke für deinen Gedanken, eine Wahl als die „Verteilung von Macht“ zu verstehen. Vielleich sogar FAIRteilen 😉
      Alles Liebe,
      Lukas

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