Raum für Eishockey-Nachwuchs

Ein neues Gebäude in Holzmassivbauweise löst das jahrealte Kabinenproblem des Hockey-Nachwuchses am Eislaufplatz Wattens. Seine Entstehungsgeschichte zeigt den Unterschied zwischen „alter“ und „neuer“ Politik.

Dass die Situation für den Eishockeysport in Wattens in den vergangenen Jahren nicht die Beste war, ist kein Geheimnis: zu viele Mannschaften für zu wenige Kabinen, ein heruntergewirtschaftetes und zusammengestückeltes Container-Provisorium, politische Versprechungen ohne Taten.

Aufgeheizte Stimmung

Der Zugang der Liste neu: Das Problem von Anfang bis Schluss durchdenken, die Beteiligten ins Boot holen, unangebrachte Emotionen draußen lassen und dafür echte Expertise reinholen. Das Ziel: eine (finanziell) machbare und sinnvolle Lösung erreichen. Klingt theoretisch gut, war in der Praxis aber nicht ganz so einfach.

Der Eishockeyverein WSG Wattens Penguins machte von Anfang an Druck auf den neuen Bürgermeister Lukas Schmied. Zu lange waren die Penguins von der alten Gemeindeführung trotz hoher Summen im Budget hängengelassen worden. Zusätzlich hatte sich in der Vergangenheit rund um die Nutzung des Eislaufplatzes ein Eigenleben entwickelt, bei dem nicht nur das konstruktive Miteinander auf der Strecke geblieben war. Eine schriftliche Regelung, was Nutzung und Zuständigkeiten betrifft, fehlte.

Im Herbst 2023 ging der Verein – dem intensiven und offenen Austausch mit unserem Bürgermeister zum Trotz – in die Offensive und schaukelte das Thema medial hoch. Die WSG Penguins verknüpften ihre Zukunft mit einer Kabinensituation, die jahrelang zum Vereinsalltag gehört hatte und jetzt als „zum Schämen“ beschrieben wurde. Die „Opposition“ sprang dankbar auf. Neue Container sollten die einfache Lösung sein. Die energiefressenden und engen Metallkästen wurden als vermeintliches Schnäppchen und sofort aufstellbar angepriesen. Die Mühe, das Container-Versprechen zu Ende zu denken, hatte sich niemand gemacht. Unser Bürgermeister und wir als Liste glaubten an eine bessere Lösung. Wir suchten weiter das Gespräch, auch wenn wir in vielen Situationen mit Respektlosigkeit und Untergriffigkeiten konfrontiert waren.

In der Gemeinderatssitzung vom 14. September 2023 fand keiner der politischen Anträge zum Thema Kabinensituation eine Mehrheit. Anwesende Vereinsvertreter verließen schimpfend den Saal. Die scheinbar verfahrene Situation blieb aber in Bewegung: Mit dem Rückzug einer der beiden Kampfmannschaften schafften die Penguins Platz für ihren Nachwuchs. Die Gemeinde führte parallel dazu Instandsetzungsarbeiten durch und sicherte die Anlage damit für einen geordneten

Publikumseislauf und Eishockeybetrieb. Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer hatte finanzielle Unterstützung zugesagt. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnten die Penguins die Saison 2023/24 vernünftig abwickeln.

Probleme lösen, nicht aufschieben

Obwohl der Gemeinderat sich auf keine Vorgehensweise einigen konnte, ließ unser Bürgermeister nicht locker. Ihm war längst klar, dass der erfolgreiche Eishockey-Nachwuchs der Penguins mehr Raum braucht. Deshalb holte er Werner Burtscher, Architekt und selbst begeisterter Eishockeyspieler, ins Boot, analysierte die Situation mit ihm und überzeugte den Gemeinderat am 14. Dezember 2023, Burtscher für das Thema zu engagieren.

Architekt Burtscher entwickelte eine langlebige Lösung, die in laufender Abstimmung mit der Gemeinde und begleitet durch detaillierte Kostenschätzungen einer Holzmassivbauweise den Vorzug gegenüber einer Containerlösung gab. An den Abstimmungsterminen nahmen neben Architekt Burtscher und Bürgermeister Schmied die zuständigen Gemeindemitarbeiter, unsere Gemeinderäte Christoph Müller (Obmann Technischer Ausschuss) und Martin Vogl (Obmann Sportausschuss) sowie Gemeinderat Martin Weissenbrunner (Für Wattens/VP, ehemaliger Obmann Sportausschuss) teil. Der Entwurf wurde mit den WSG Penguins diskutiert und von allen für sehr gut befunden.

Einfach, aber effizient

Der Entwurf von Architekt Burtscher überzeugt mit seinem einfachen Aufbau und einer klar geregelten Nutzung: Für Eishockey-Ausrüstung stehen zwei Lagerräume zur Verfügung, damit die zwei Umkleidekabinen für jeweils 20 Personen jederzeit genutzt und in Schuss gehalten werden können. Der gemeinsame Sanitärbereich kann flexibel genutzt werden. Für Mädchen und steht eine eigene, zehn Personen fassende Kabine samt Sanitärbereich bereit.

Die technischen Details dahinter ermöglichen den kostengünstigen Bau: Punktfundamente aus Beton, Holzmassivbau mit guter Dämmung, eine sehr einfache Konstruktion, gute Durchlüftung sowie effiziente Erschließung. Ein Lagerraum für die Eiswarte der Gemeinde komplettiert das neue Gebäude. Das Gebäude ist barrierefrei zugänglich, verfügt über eine ausreichende Raumhöhe und kann energiesparend betrieben werden.

Eisanlage in Top-Zustand

Ähnlich effizient wie das neue Kabinengebäude funktioniert die alte Kälteanlage am Eislaufplatz. Nach 30 Jahren in Betrieb befindet sich die Maschine samt Leitungen immer noch in einem exzellenten Zustand. Die Gemeindemitarbeiter haben über all die Jahre am Eislaufplatz beste Arbeit geleistet.

Ein Techniker der Firma EQUANS hat die Anlage auf Herz und Nieren geprüft. Sämtliche Bauteile sind intakt und von höchster Qualität, Ersatzteile sind ausreichend verfügbar und die Kältetechnik arbeitet äußerst effizient. Sie produziert auch unter anspruchsvollen Wetterbedingungen verlässlich Eis. Gemeinsam mit dem Bestandsgebäude und dem Kabinenneubau ist sie der Garant dafür, dass der Freiluft-Eislaufplatz von Wattens noch viele Jahre genutzt und bespielt werden kann.

Finanzierung und einstimmige Entscheidung

Ein Kraftakt bleibt die Finanzierung des neuen Gebäudes: Um die Gesamtkosten von ca. EUR 900.000,- stemmen zu können, müssen Budgetmittel umgeschichtet werden und geplante Investitionen eingespart oder verschoben werden. Zu den im Budget bereits vorgesehenen EUR 350.000,- (inkl. EUR 100.000,- Bedarfszuweisung Land Tirol und EUR 125.000,- zugesagter Förderung von LH-Stv. Georg Dornauer) werden EUR 550.000,- im Budget freigemacht. Dafür muss u.a. die geplante Dachsanierung im Bestandsgebäude weiter aufgeschoben werden. In den kommenden Jahren wird weiter gespart werden müssen.

In beinahe ungewohnter Harmonie war sich der Gemeinderat am 25. April 2024 einig: Die Container sind vom Tisch, der Entwurf von Architekt Burtscher soll bis zum Saisonbeginn im November 2024 umgesetzt werden. Die Finanzierung aus dem Budget wurde freigegeben. Der Eishockey-Nachwuchs von Wattens und der Region bekommt endlich genügend Platz.

Am Ende setzte sich eine gute, langfristige Politik gegen aufgeheizte , kurzsichtige Meinungen durch.

Ein Kommentar

  1. Respekt und Gratulation. Ich stimme zu 100% mit dem Artikel überein. Eine tragfähige und nachhaltige Lösung lässt sich halt nicht erzwingen bzw. unter Druck produzieren. Da benötigt es schon einen kühlen Kopf und Weitsicht.

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