Wahlwerbung neu denken

Plakate an Bäumen, Posts auf Facebook, Flyer in Postkästen. Wahlwerbung, so weit das Auge reicht. Muss das so sein?

Für die Wahlwerbung in Wattens geben die sechs antretenden Listen zusammengenommen mehr als 100.000 Euro aus – grob geschätzt. Ziemlich viel Geld für ziemlich wenig Zeit: Nur etwa zwei Monate währt das Treiben, dann ist es wieder still im Dorf. Es wirkt fast so wie vor einer großen Schulprüfung: Schon vor Wochen hätte ich zu lernen anfangen können, lasse es aber doch wieder auf den letzten Drücker ankommen.

Als Liste neu treten wir erstmals zur Gemeinderatswahl an. Auch manche von uns sehen Wahlwerbung kritisch. Doch auch wir kommen nicht drumherum. Klar, wir hätten uns dazu entscheiden können, nur das nötigste zu machen. Der Schuss wäre wohl nach hinten los gegangen. Denn wer lauter schreit, fällt stärker auf. Und man muss auffallen, um auch gewählt zu werden.

Gemeindepolitik ist kein Gassenhauer

Die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne ist kurz, der Postkasten voll, die Mailbox auch, und verführerische Verlockungen werben an jeder Ecke um unsere Gunst. Unter solchen Umständen muss auch Politik um Aufmerksamkeit buhlen. Kurz vor der Wahl laufen alle zur Hochform auf. Herkömmliche Wahlwerbung erreicht aber so gut wie nie die Herzen der Menschen. Warum es daher nicht einfach mal anders angehen? Einen Versuch wäre es wert. Aber nur, wenn alle mitspielen.

Nicht den Zeitpunkt, sondern den Zeitraum ins Auge fassen

Während in den Wochen vor der Wahl alles gegeben wird, wird den sechs Jahren zwischen den Wahlen vergleichsweise wenig Gewicht eingeräumt. In dieser langen Zeit bekommt man von den Gemeinderatsfraktionen erstaunlich wenig mit.

Im benachbarten Mils gibt es die Dorfzeitung. Sie erscheint monatlich und geht an alle Haushalte. Immer gibt es darin eine Doppelseite, auf der alle Gemeinderatsfraktionen Stellung nehmen zu aktuellen Themen in ihrer Gemeinde.

Es könnte ein Ansatz auch für Wattens sein: Dass jede Fraktion regelmäßig ans Licht der Öffentlichkeit tritt. Gewinnen würden alle: Als Gruppe im Gemeinderat bringt man auf den Punkt, was man zu sagen hat. Als Bürgerin und Bürger lernt man die einzelnen Profile besser kennen.

Herkömmliche Wahlwerbung überflüssig machen

Für diesmal ist der Zug schon abgefahren: Die Werbemaschine für die anstehende Wahl am 27. Feber läuft auf Hochtouren. Aber wir könnten jetzt schon die Weichen stellen für die kommenden sechs Jahre. Und eine Wahlwerbung betreiben, die nicht auf kurze Sprints und lange Pausen setzt, sondern auf ausgewogene Bewegung. Nur ein Hirngespinst?

7 Kommentare

  1. Hallo Alexander,
    ja, die Milser haben auch gute Ideen 😉
    Bei uns gibt es aber zur R19 auch noch 61 🙂
    Lukas hat diesbezüglich ja schon viel umgesetzt. Nicht nur Politiker, sondern eben auch die Wattenerinnen und Wattener kommen zu Wort.
    Weiterhin viel Erfolg im GRW-Kampf!
    Lb. Gruß
    Elisabeth

    • hallo elisabeth, ja, wir haben auch die 61, und sie ist eine wichtige und wertvolle ergänzung. aber ich denke, wenn die gemeinde die information und einbindung ihrer bürgerinnen und bürger ernst nimmt, dann kommt sie um ein eigenes medium nicht herum. gemeindeleben, politik und verwaltung sind so umfassend, das lässt sich schwer auf ein paar wenigen seiten privater medien abbilden.

      kürzlich bin ich auf die website der marktgemeinde lustenau gestoßen: https://www.lustenau.at/de. ich kenne die dortige gemeindeführung nicht, aber die website für sich betrachtet wirkt schon so, als dass es der politik und der verwaltung sehr wichtig ist, ihre bevölkerung gehaltvoll zu informieren.

      liebe grüße
      alex

    • Hallo Alexander,
      danke für deine Antwort.
      Für eine gute Regionalzeitung braucht es Menschen in den diversen Gemeinde-Fraktionen, die Interesse haben und es sogar als ihre Pflicht sehen, die Wattener BürgerInnen über dieses Medium gut über ihre Aktivitäten zu informieren. Gibt es solche journalistisch gebildete und engagierte Fraktionsmitglieder?
      Lb. Gruß
      Elisabeth

    • liebe elisabeth,

      ich kenne eine person, die das kann. bei den anderen bin ich überfragt, ich kenn sie in dieser hinsicht nicht gut. 🙂 aber ich denke, es müssen auch nicht alle alles können: am achensee gibt es zum beispiel eine gemeindezeitung namens „hoangascht“. sie wird vom tourismusverband erstellt, im auftrag der gemeinde. und der tourismusverband hat leute, die journalistisch bewandert sind. auch die milser gemeindezeitung wird von einer ausgebildeten journalistin gemacht. ich gehe davon aus, dass sie die gemeinderäte beim formulieren ihrer stellungnahme unterstützt.

      lg alex

  2. Hallo Alex wie kannst du behaupten die 6 Listen geben über 100.000 Euro für die Wahlwerbung aus? Gebt ihr so viel aus? Ich kenne das Budget von meiner Fraktion. Das ist sehr überschaubar. Finde es merkwürdig solche Behauptungen einfach zu schreiben.

    • hallo dietmar, wir haben den betrag auf vergleichszahlen aus vergangenen wahlen, aus anderen gemeinden und aus zahlungen der landesparteien aufgebaut und angemerkt, dass der betrag grob geschätzt ist. wir werden unsere wahlwerbekosten nach der wahl veröffentlichen und laden alle fraktionen ein, ihre zahlen ebenfalls offenzulegen.

  3. hallo dietmar, ich finde es schon sehr bezeichnend, daß du du dich allein an den ohnehin „grob geschätzten 100.000€“ stößt, jedoch nicht ein wort zum eigentlichen grundlegenden inhalt findest!

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